Die Aufgabe des Tages auf der Onlinebuchmesse 2018 ist heute: Was ist dein USP (unique selling point)? Mit anderen Worten: Was zeichnet dich als Autorin aus?
„Immer diese Fremdwörter“ würde Susi, die gute Seele in der Anwaltskanzlei Kaspa leicht pikiert antworten. Ida, ihre Freundin und Chefin mustert sie daraufhin mit Sicherheit von oben herab mit hochgezogenen Augenbrauen und konstatiert: „Für besondere Sachverhalte muss es eben klare Definitionen geben.“ Karla denkt insgeheim, dass ihre Kollegin Ida manchmal einen Vogel hat und schweigt diplomatisch.
Und ich? Ich bin eine Romane schreibende Anwältin, die sich über das Genre ihrer Bücher nicht so ganz im Klaren ist und häufig eine pinkfarbene Ente zeigt, weil sie Fotos von sich nicht so gerne hat. Reicht das als USP?
Katharina Münz meint
Ganz ehrlich? Nee.
Mit dem Genre bist du hoffentlich schon weiter gekommen.
Was den USP angeht, da solltest du dich fragen, warum du schreibst – und veröffentlichst. Ich meine, neben deinem sicherlich zeitfüllenden Job als Anwältin könntest du doch in deiner Freizeit Golf spielen (das tust du, weiß ich), öfter nach Sylt fahren (das liebst du, weiß ich auch), deinen Mann verwöhnen oder dich verwöhnen lassen, dir zwei Möpse anschaffen (aber bitte Nachzuchten des alten Typs) oder einen Rosengarten anlegen. Schreiben könntest du von mir aus auch, ganz für dich („Liebes Tagebuch …“) aber weshalb, verdammt, tust du es dir an, das von dir Geschriebene für teuer Geld lektorieren zu lassen, mit einem schicken Cover zu versehen und auf die Menschheit loszulassen?
Welchen Samen willst du mit deinen Büchern in die Köpfe deiner Leser pflanzen, und zwar so unbedingt, dass du Verisse und Stutenbissigkeit unter Autorinnen ebenso hinnimmst wie das ständige Schielen aufs Ranking?
Wofür brennst du?
Eine rosa Gummiente ist es sicher nicht.
Vero Havre meint
Das sind deutliche Worte. Trotzdem verstehe ich, dass es sehr schwierig ist, die Frage nach dem USP zu beantworten.
Katharina Mosel meint
Jedes Unternehmen sollte ein sogenanntes USP haben. Man sollte seine Mitbewerber analysieren, die eigenen Stärken definieren, die Zielgruppe verstehen und für den eigenen angepeilten Konsumenten das eigene Alleinstellungsmerkmal verständlich kommunizieren. Soweit so gut und richtig. Beim Bücher schreiben gehe ich so geplant nicht vor: Ich erzähle meine Geschichte, so wie ich sie schreiben möchte und mache mir keine Gedanken über die Zielgruppe und mein Alleinstellungsmerkmal. Diese Gedanken kommen erst hinterher. Aber Katharina hat recht: Natürlich möchte ich eine Botschaft vermitteln mit meinen Geschichten. Ich werde irgendwann einmal versuchen die Botschaft in klare griffige Worte zu fassen.
Katharina Mosel meint
Ich schätze deine klaren Worte. Das ist frei von jeder Ironie gemeint.
Möpse und Rosengarten kommen nicht in Betracht. Bin mit Doggen und Yorkies aufgewachsen und tendiere daher zu Terriern. Habe keinen Garten, mir gehen nämlich schon die Rosen in Blumentöpfen ein. Golf spielen ist auf Dauer zu langweilig.
Tatsächlich war mein Beitrag ein bisschen provozierend gemeint. Ich weiß, dass es derzeit außerordentlich „in“ ist vom USP zu reden und stelle es auch nicht in Abrede, dass dies ein wichtiger Punkt ist. Schließlich soll sich das eigene Angebot deutlich vom Wettbewerber unterscheiden. Aber müssen wir alles mit Fremdwörtern belegen?
Mhm. Manchmal geht einfach meine provozierende Ader mit mir durch. Aber du hast wirklich recht: Es gibt Dinge, für die ich brenne und die mich beim Schreiben antreiben. Wenn ich soweit bin, dass ich sie in Worte fassen kann, schreibe ich sie auf. Versprochen.