In meinem Roman “Wattlichter“ betreibt Uwe eine Hundeschule. Auf die Idee mit der Hundeschule bin ich gekommen, weil meine Cousine Patricia Meyer viele Jahre als Hundetrainerin gearbeitet hat. In ihrer Hundeschule hat sie Hunderte von Hunden trainiert und ausgebildet. Ich habe ihr einige Fragen rund um das Thema „Hunde und Hundetraining“ gestellt:
Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Hundeschule aufzumachen? War das immer schon dein Traum?
Das war eher dem Zufall geschuldet oder besser: meinem damaligen Hund Ben, einem Deutsch-Drahthaar. Er war früh körperlich eingeschränkt, seine offizielle Jagdhundkarriere war zu Ende, bevor sie richtig begann. Trotzdem brauchte er als ein Hund, der in die Jagd gehört, eine gewisse Auslastung. Ich habe mich um eine Ausbildung für ihn gekümmert und bin dadurch zu einer Hundeschule gekommen, in die ich später mit eingestiegen bin.
Was macht eine gute Hundetrainerin aus?
Natürlich muss man Hunde mögen und gern mit ihnen arbeiten. Mindestens genau so wichtig ist aber, dass man Menschen mag. Geduld gehört dazu, außerdem sollte man Spaß daran haben, immer wieder zu erklären und anzuleiten. Man muss alle Teilnehmer (Hund und Hundhalter) in eine Gruppe integrieren können und sich gleichzeitig individuell auf den jeweiligen Hund und Besitzer einstellen. Selbstverständlich sollte man sich nach der Ausbildung stetig weiterbilden, um immer auf dem neusten Stand zu sein.
Sind Belohnungshäppchen für jedes ausgeführte Kommando des Hundes wirklich sinnvoll?
Es ist immer wichtig, mit positiver Verstärkung zu arbeiten. Die Art ist individuell. Leckerchen sind oftmals das einfachste Mittel, da Hunde gern fressen. Man sollte bei der Belohnung variieren zwischen einfachem Futter und besonderem Leckerchen für besondere Leistung (beispielsweise Leberwurst aus der Tube). Hunde können das unterscheiden.
Ich finde das Kommando für den Abruf am Wichtigsten und würde den gelungenen Abruf schon recht viel belohnen, vor allem am Anfang. Die Freude des Hundebesitzers oder der Hundebesitzerin ist übrigens auch eine Belohnung für den Hund.
Man sagt, dass sich ca. jedes dreißigste Mal ein Kommando für den Hund wieder lohnen soll (er also aktiv belohnt werden muss), damit er es auch befolgt. Spielzeuge sind übrigens auch eine Belohnung für das Tier.
Welchen Fehler bei der Anschaffung eines Hundes ärgern dich?
Menschen, die sich einen Hund anschaffen, ohne sich über die Rasse oder über das, was in dem Hund mit drin ist, zu informieren (weil er doch so süß aussieht), finde ich schwierig. Manche sind dann völlig überrascht, dass bestimmte Eigenschaften zu Tage kommen. Wenn beispielsweise jemand mit einem Weimaraner auf den Platz kommt und ich frage, ob der jagdlich geführt wird und als Antwort ein überraschtes „Ich wusste gar nicht, dass das ein Jagdhund ist“, erhalte, bin ich genervt. Man sollte sich vor der Anschaffung eines Hundes Gedanken darüber machen, ob der Hund in das eigene Leben passt und auch entsprechend seiner Anforderungen gehalten werden kann. Sonst ist der Hund nicht ausgelastet und macht Probleme, wird im schlechten Fall wieder abgegeben oder kommt ins Tierheim.
Bist du im Training schon einmal von einem Hund gebissen worden?
Ich bin schon mehrfach gebissen worden, zum Glück nie ernsthaft. Vor allem in der Welpenzeit kann es schnell passieren, die ersten kleinen Zähne sind sehr scharf.
Worüber diskutieren Hundehalter in WhatsApp-Gruppen?
Ich habe mitbekommen, dass schonmal Geburtstage für das eigene Tier geplant wurden (mit Gästeliste und Geschenken), außerdem tauscht man sich über den Fortschritt des jeweiligen Welpen aus. „Meiner ist schon seit einer Woche stubenrein.“ Beliebt sind auch Futtertipps: „Mischt du auch Joghurt zum Trockenfutter?“
Was nervt dich als Hundetrainerin am meisten?
Der Satz: „Aber der Züchter hat gesagt …“ ist der Satzanfang, der mich am meisten nervt. Wie oft habe ich schon gehört, dass der Hund kein Halsband oder kein Brustgeschirr tragen darf, man morgens um fünf Uhr Jogurt füttern muss, nur dieses bestimmte Trockenfutter oder überhaupt kein Trockenfutter nehmen darf, kastriert werden muss oder das auf gar keinen Fall werden darf. Da wird der Züchter oftmals als eine Art allwissender Guru dargestellt, dessen Worte man nicht hinterfragen soll.
Mindestens genauso schwierig finde ich die Vorstellung mancher Hundebesitzer, die denken, dass sie ihr Soll erfüllt haben, wenn sie mit dem Tier einmal pro Woche in der Hundeschule waren. Das ist natürlich falsch. Wir geben eine Anleitung, die im Alltag umgesetzt werden muss. Nur so kann es funktionieren. Einfach in die Hundeschule zu gehen und das Gelernte zu Hause nicht umsetzen, funktioniert halt nicht.
Haben sich die Methoden im Hundetraining in den letzten Jahren verändert?
Ja, sie haben sich sehr verändert. Ging vor vierzig Jahren der Hund oft noch allein in die „Ausbildung“, weiß man inzwischen, dass Hundetraining nur eine Anleitung ist, die der Hundehalter umsetzen muss. Sozialisierung ist immer wichtiger geworden, genauso wie die Impulskontrolle und Auslastung des Hundes. Reine Spielstunden sind heutzutage nicht mehr angesagt.
Was war dein lustigstes Erlebnis mit einem Hund/Hundebesitzer?
Da gibt es so einige:
Eine Besitzerin war das erste Mal mit ihrem Welpen (acht Wochen alt) in der Welpenstunde und kam danach mit ernstem Gesicht auf mich zu: „Frau Meyer, wir haben alles, aber ausnahmslos alles falsch gemacht. Meinen Sie, wir haben noch eine Chance?“
Lustig ist es auch, wenn man eine sog Futtergasse auslegt, durch die der Hund (natürlich ohne zu fressen) zu seinem Herrchen oder Frauchen laufen soll. Der Hund galoppiert auf seinen Besitzer zu, stoppt wenige Zentimeter vor ihm, dreht sich um und fängt an zu fressen. Da musste ich mir schon manchmal das Lachen verkneifen.
Oder ein Rauhhaardackelbesitzer, der quer über das Feld geschrien hat „Mucki, Mucki komm.“ Der Dackel bewegte sich nicht und der Besitzer sah mich fassungslos an: „Macht er nicht.“
Na ja, Rauhaardackel sind auch ziemlich speziell oder? Das führt mich direkt zu meiner letzten Frage:
Denkst du, dass für die Rauhaardackelin Jule aus „Winterkapriolen“ und „Wattlichter“ noch Hoffnung besteht? Oder anders gefragt: Kann man Rauhaardackelhündinnen erziehen?
Für Jule besteht auf jeden Fall Hoffnung. Auch Rauhaardackelhündinnen kann man erziehen, aber man braucht Konsequenz und Ausdauer, also eine liebevolle, konsequente Erziehung.
Lust auf Hunde in meinen Büchern?
Danke für deine Antworten. Ich glaube, dass das mit der Konsequenz bei der Erziehung von Jule ein Problem ist. Sie bekommt Leckerchen auch dann, wenn sie ihren eigenen Kopf durchsetzt. Wäre vermutlich zielfördernder, zuerst ihre Frauchen zu erziehen. Bin allerdings skeptisch, dass sich da etwas verändert.
Über die Autorin: Katharina Mosel
Katharina Mosel ist eine echte Hamburger Deern. Aufgewachsen in Schleswig-Holstein, lebt und arbeitet sie heute in Köln. In ihren Wohlfühlromanen nimmt sie ihre Leserschaft mit in ihre Heimat Norddeutschland, am liebsten auf ihre Lieblingsinsel Sylt. Mut zur Veränderung ist das Thema, das die Autorin und ihre Figuren im besten Alter bewegt. Natürlich darf dabei die Liebe nicht zu kurz kommen. Begleitet wird Katharina Mosel von einer pinkfarbenen Ente, die mittlerweile zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Sie erinnert die Autorin und ihre Figuren stets daran, dass es nie zu spät ist, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
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