Ich gehöre tatsächlich noch zu den Menschen, die sich jedes Jahr auf aufs Neue wieder ein paar Dinge vornehmen, die verändert werden sollen. Das ist so ähnlich, wie früher in der Schule: Mit jedem neuen Schulheft, dass ich angefangen habe, habe ich mir geschworen, das Heft ordentlich zu führen, nicht darin herumzuschmieren, immer sorgfältig alles mitzuschreiben und so weiter. Leider liegt hielt dieser Entschluss immer nur wenige Tage an, was nichts daran änderte, dass ich mit jedem neuen Heft erneut den Vorsatz fasste.
Als ich über den Jahreswechsel im Urlaub war und unter Palmen darüber meditiert habe, was sich in meinem Leben ändern soll, ist mir glücklicherweise gar nicht so viel eingefallen. Glücklicherweise deshalb, weil ich zufrieden mit meiner Tätigkeit als Anwältin und Autorin bin. Soweit so gut. Das Einzige, was mir ab und zu ein wenig auf die Nerven geht, ist die Flut der (nicht immer notwendigen) E-Mails und sonstigen Nachrichten, die mich täglich erreicht. Diesbezüglich habe ich also den Vorsatz gefasst, nicht jede E-Mail sofort inhaltlich zu beantworten und diesen Zustand auch auszuhalten. Tatsächlich ist es nämlich so, dass nicht jede Nachricht, die eingeht, immer unmittelbar beantwortet werden muss. Das ist keine neue Erkenntnis, schließlich hat das früher auch funktioniert. Für manche Zeitgenossen ist es heute nicht vorstellbar: Es gab eine Zeit, in der man sich nur Briefe geschrieben oder miteinander telefoniert hat. Auch damals ist es uns gelungen, im Anwaltsbereich zufriedenstellende Lösungen für alle Beteiligten zu erreichen. Und nein, es gab keinen Stillstand der Rechtspflege, wenn man die Postlaufzeiten abwarten musste. Ich wünsche mir diesen Zustand nicht zurück, rufe mir die Situation nur manchmal in Erinnerung, wenn es besonders hektisch zugeht.
Mein Vorsatz bezüglich der Behandlung von E-Mails hielt übrigens genau eine Woche an. Das Nichtbeachten mancher Nachrichten führte nämlich dazu, dass sofort (auch telefonisch) nachgefragt wurde, ob die geschriebene E-Mail eingegangen sei. Keine gute Idee also, da ich plötzlich noch mehr Mails auf dem Rechner hatte, abgesehen von den Anrufen. Also habe ich mich jetzt dazu entschieden, den Eingang einer E-Mail jeweils zu bestätigen und darauf hinzuweisen, dass es einige Zeit dauern kann, bis die Nachricht bearbeitet wird. Mal sehen, ob das funktioniert.
Mir ist völlig klar, dass jeder von uns möglichst sofort eine Antwort auf eine E-Mail haben möchte. Wir sind es so gewöhnt. Bestelle ich irgendetwas im Internet, erhalte ich unmittelbar die Nachricht, dass meine Bestellung bearbeitet wird, wann sie verschickt wird, ich kann den Sendungsverlauf verfolgen usw. Tatsächlich ertappte ich mich auch schon selbst dabei, dass ich überlege, nachzufragen, wenn ich im privaten Bereich Nachrichten versende und darauf nicht unmittelbar reagiert wird. Glücklicherweise setzt meistens mein Verstand ein und ich unterlasse dies. Mein Traum wäre, wenn wir alle etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit E-Mails, WhatsApps und sonstigen digitalen Nachrichten leben könnten. Nach meiner Erfahrung hat es nämlich noch nie geschadet, eine Nacht über wichtige Dinge zu schlafen und nicht immer sofort zu reagieren. Abgesehen davon, dass man über manche Fragen nachdenken muss, bevor man sie beantworten kann. Ich jedenfalls habe nicht immer sofort auf alles eine Antwort. Ähnliches gilt übrigens für das Posten in sozialen Netzwerken. So manche Auseinandersetzung könnte vermieden werden, wenn man nicht sofort antwortet. Nichts anderes sage ich übrigens auch meinen Mandanten.
Ich bin selbst gespannt, ob ich diesen Vorsatz durchhalte.
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