Sie kennen das bestimmt auch: Es gibt Vorgänge, die in regelmäßigen Abständen auf dem Schreibtisch landen, obwohl man sie am liebsten nie mehr wiedersehen würde. Das gilt nicht nur für die lästige Buchhaltung (ich sage nur Steuererklärung …), sondern auch für die eine oder andere Akte in meinem Büro. Früher als junge Anwältin habe ich nie verstanden, wenn Kollegen sich darüber ausgelassen haben, dass sie bei bestimmten Akten regelmäßig Unlustgefühle bekommen und das Teil nach Möglichkeit sofort wieder nach ganz unten auf den Stapel der zu bearbeitenden Sachen befördern würden. Naiv dachte ich damals, dass man sich einfach an den Vorgang setzt und zügig die Sache bearbeitet. Weit gefehlt.
Bei mir sind unbeliebte Akten zum Beispiel Verfahren, die schon seit vielen Jahren vor Gericht dümpeln, oftmals sind Sachverständige beteiligt. Gerade habe ich einen Fall abgeschlossen, wo der Sachverständige mehr als ein Jahr gebraucht hat, um ein Gutachten zu erstellen. Diese Vorgänge passen dann häufig in mehrere Leitzordner und man muss sich jedes Mal, wenn nach ein paar Monaten in dem Verfahren wieder etwas passiert, komplett neu in den Sachverhalt eindenken. Es gibt Schöneres.
Oder Akten, bei denen auf Seiten der Behörde alle paar Wochen ein neuer Sachbearbeiter sitzt, der sich natürlich auch jedes Mal wieder komplett neu einarbeiten muss … das kostet viel Zeit!
Oder Sachen, bei denen man schon weiß, dass es für den Mandanten keinen Erfolg geben wird. In meinem Büro sind das oft Mandate, bei denen es um Kindesunterhalt geht, der nicht gezahlt wird. Den Alleinerziehenden steht zwar von Rechts wegen Unterhalt für das Kind zu, praktisch bekommen sie aber nichts, weil man an den barunterhaltspflichtigen Elternteil aus den verschiedensten Gründen nicht herankommt. Das kann frustrierend sein.
Dann wiederum gibt es Aufträge, bei denen auf der Gegenseite ein Kollege agiert mit dem frau, vorsichtig ausgedrückt, so gar nicht zurecht kommt. In meinem Bereich sind das ein paar wenige Kollegen, die aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Eine Vorgehensweise, die ich gerade in Familiensachen nicht so hilfreich finde. Auch das sind Mandate, die nicht so viel Spaß bereiten. Aber: Keiner hat gesagt, dass die Arbeit immer Spaß machen muss, oder?
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