In der letzten Woche habe ich darüber geschrieben, dass Patienten und Mandanten gerne ihre Probleme googeln, bevor sie sich entschließen den Arzt oder Anwalt aufzusuchen. Es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Berufsgruppen, auf die ich heute mein Augenmerk richten möchte.
Was ich meine ist die Reaktion von liebenswerten Mitmenschen, die man erfährt, wenn man erzählt, was man beruflich so macht. Ärzte müssen sich auf Partys, wenn sie Pech haben sogar beim Essen, die Krankengeschichte von Gästen anhören – Anwälte sollen die lange mit sich herumgetragenen rechtlichen Probleme lösen, oder müssen sich stellvertretend für alle Richter dieser Republik Kommentare über vermeintliche Fehlentscheidungen anhören.<!–more–>
Ich gestehe, dass ich inzwischen im privaten Bereich manchmal vermeide zu erzählen, was ich beruflich mache. Jetzt, da ich ein Buch geschrieben habe, kann ich bei dieser Frage natürlich geschickt ablenken …
Natürlich ist mir klar, dass es verlockend ist das Problem, was man schon lange mit sich herumträgt (z.B. der Bußgeldbescheid wegen zu schnellen Fahrens, wie viele Punkte bekomme ich jetzt?) mit einer vermeintlichen Fachfrau diskutieren zu können (Ich kenne mich in diesem Rechtsgebiet übrigens auch nicht viel besser aus). Oder, man möchte mal eben kurz eine Zweitmeinung hören. Mein bestes Erlebnis dazu: Während eines Golfturniers erzählte mir einer meiner Mitspieler den Inhalt seines Testamentes und fragte mich nach meiner Meinung dazu. Wenn ihr Golf spielt, wisst ihr jetzt, dass das Turnier gelaufen war. Und ihr versteht, warum es besser ist sich nicht überall als Anwältin zu outen.
Ich erinnere mich auch noch an eine Abendeinladung, wo man mit ein paar Bekannten um einen großen Tisch versammelt war und das köstliche Essen der Gastgeberin genoss. Mir gegenüber saß ein Mann, den ich an diesem Abend zum ersten Mal gesehen hatte. Er erzählte mir seine komplizierte Scheidungsgeschichte und fragte mich um Rat, es ging um Unterschiede zwischen italienischem und deutschem Recht. Ich hatte schon das eine oder andere Glas Wein getrunken und unterbrach ihn irgendwann mit den Worten: „Wenn ich Friseurin wäre, würden Sie mich dann jetzt auch bitten, Ihnen mal eben die Haare zu schneiden?“ Es wurde kurz ganz still, danach war das Thema durch. Müßig zu erwähnen, dass der besagte Mann an diesem Abend nicht mehr mit mir sprach.
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