„Es kommt darauf an“, ist einer der von mir sehr oft gebrauchten Anwortssätze in Besprechungen mit Mandanten. Er wird auch dann benutzt, wenn man von Freunden oder Bekannten Fragen zu juristischen Problemen erhält. Naturgemäß ist der Fragesteller oft enttäuscht, wenn er nicht sofort eine klare und eindeutige Antwort auf seine Frage erhält. So wie bei einer mathematischen Gleichung. Oftmals hängt die richtige Antwort aber von sehr vielen Komponenten an, die man als Anwältin erst einmal erfragen und bewerten muss, bevor man korrekt antworten kann. Typische Fragestellungen bei mir in der Kanzlei:
Wie lange dauert es, bis ich geschieden werde? Wenn ich diese Frage immer punktgenau beantworten könnte, wäre ich froh. Es kommt eben darauf an. Wie lange braucht die Rentenversicherung, um über die Anrechte der Eheleute Auskunft zu erteilen? Ist der Ehepartner schnell und erteilt willig Auskunft? Oder muss er vom Gericht mehrfach aufgefordert werden? Hat der zuständige Richter sein Dezernat im Griff? Oder gehört er eher zu den Langsameren? Fragen über Fragen.
Wie lange muss ich Unterhalt für meinen Ehepartner zahlen? Auch das kommt darauf an. Auf die Dauer der Ehe, auf das Alter der Kinder, auf die Möglichkeit eine Arbeitsstelle zu finden und und und …
Muss ich meinem Kind noch weiter Unterhalt zahlen, obwohl es den Studienplatz zum dritten Mal gewechselt hat? Sie erraten es schon, es kommt darauf an. Wie lange wurde jeweils studiert? Welche Gründe gab es für den Wechsel und und und …
Oder: Ich habe neulich in der Zeitung gelesen, dass man nach der Scheidung keinen Unterhalt mehr zahlen muss. Jeder ist danach für sich alleine finanziell verantwortlich. Das gilt doch bestimmt auch für mich? Sie ahnen schon meine Antwort.
Mandanten denken häufig, dass man so eine Art Kristallkugel hätte, in die man nur hineinschauen muss. An Stelle meiner Mandanten würde ich auch so denken. Manchmal wünsche ich mir so eine Kugel. Dann wäre ich bestimmt schon superreich und würde nur noch Bücher schreiben. 🙂 Natürlich gebe ich immer eine Einschätzung der Sachlage aufgrund der mir vorliegenden Fakten und erteile Rechtsrat. Das ist mein Beruf, den ich sehr gerne mache. Sie kennen aber vielleicht den Spruch: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. 🙂
Mit anderen Worten: Ein gewisses Restrisiko verbleibt.
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