Immer dann, wenn mir eine Postkarte besonders gut gefällt, kaufe ich die und stopfe sie in die Schublade meines Schreibtischcontainers. Neulich fiel mir die mit dem Spruch: „Notiz an mich – Du bist nicht zu alt und es ist nie zu spät“ wieder in die Hände. Das kann ich nur doppelt unterstreichen.
Tine, die Strafverteidigerin aus meinem Roman „Sommergolf“ fängt mit 52 Jahren an, Golf spielen zu lernen. Okay, sie bekommt von ihrer Ärztin einen leichten Schubs, trotzdem. Sie hätte den ja auch ignorieren können.
Ich selbst habe mit Mitte Vierzig angefangen, noch bevor ich als Autorin die ersten Bücher veröffentlicht habe und es war nicht leicht. Genau genommen habe ich mich ziemlich dämlich angestellt. Da es mir von Anfang Spaß bereitet hat, habe ich nicht aufgegeben und mich durchgekämpft. Mein Golflehrer kann ein Lied davon singen.
Mit Anfang Fünfzig habe ich meinen ersten Roman herausgebracht. Als Selfpublisherin. Selfpublishing bedeutet, dass man sich um alles selbst kümmern muss. Das fängt bei der Auswahl des Lektors oder der Lektorin an, geht über das Korrektorat bis zum Coverdesign, der Vermarktung und … ich habe viel gelernt.
„Sommergolf“ ist mein sechstes Buch und wenn mir jemand mit fünfzig gesagt hätte, dass ich zwischen dem 52. dem 57. Lebensjahr sechs Bücher schreiben würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Das war so nie geplant, genauso wenig wie geplant war, dass ich einmal im Vorstand des Selfpublisher-Verbands sitzen würde.
Das Schreiben hat sich neben dem Golfspiel zu einer Leidenschaft entwickelt. Natürlich erfordert das eine gewisse Disziplin, zumindest beim Schreiben. Obwohl: Es schadet auch nichts, ab und zu die Driving Range auf dem Golfplatz aufzusuchen, um dort zu üben.
Was ich eigentlich sagen möchte: Es ist nie zu spät, um etwas Neues zu beginnen. Ich musste mich aus meiner Komfortzone bewegen und habe den einen oder anderen Fehler gemacht. So what. Fehler werden mir weiterhin unterlaufen, das gehört dazu. Viel wichtiger ist die Haben-Seite: All die lieben Autor:innen und Blogger:innen, die ich ohne das Schreiben nie kennengelernt hätte. Ich war auf Buchmessen, zuletzt sogar mit anderen Autorinnen an einem gemeinsamen Stand. Leser:innen schreiben mir liebevolle Nachrichten und unterstützen mich. Es hat sich mir eine ganz neue Welt erschlossen.
Beim Golfspiel habe ich neue Freundschaften geschlossen und meine Fitness verbessert. Es ist äußerst befriedigend, nach einer vierstündigen Golfrunde auf der Terrasse des Clubhauses zu sitzen und der untergehenden Sonne bei einem Glas Rosé zuzusehen. Okay, kann man auch ohne Golf. Fühlt sich aber nach der Runde für mich besser an.
Momentan überlege ich, ob ich nicht einen Podcast ins Leben rufen sollte. Noch reicht die Zeit dafür nicht aus, vielleicht mit sechzig?
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