Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich das erste Mal in einer Gerichtsverhandlung eine Robe getragen habe. Zu der Zeit war ich noch als Referendarin tätig und zwar bei der Staatsanwaltschaft. Im Rahmen der Ausbildung musste ich in der Rolle der Staatsanwältin an Gerichtsverfahren teilnehmen. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Vermutlich war ich bei den ersten Terminen aufgeregter als der Angeklagte. Das ist aber eine andere Geschichte. Jedenfalls bekam ich eine Leihrobe, die viel zu groß war (ich musste die Ärmel umschlagen, was nicht so praktisch war und außerdem merkwürdig aussah) und die nicht so toll roch. Ich gestehe, dass ich das Teil vor dem ersten Einsatz erst einmal mit Parfum bestäubt habe.
Nach meiner Zulassung als Anwältin habe ich mir eine Robe bei einem Anwaltsausstatter gekauft. Das gute Stück besitze ich immer noch. Bei Gerichtsverfahren vor dem Landgericht und höheren Gerichten ist das Tragen der Robe Pflicht, vor den Amtsgerichten ist es nicht immer nötig. Hier in Köln tragen die Kollegen fast alle eine Robe. Bei auswärtigen Terminen kommt es schon einmal vor, dass ich das gute Stück ganz umsonst mitgeschleppt habe. Ich weiß gar nicht, ob die Robe heutzutage noch zeitgemäß ist. Es gibt Kollegen, die finden, dass diese „Arbeitskleidung“ vor Gericht wichtig ist, damit man sich auch optisch abhebt. Abgesehen davon ist es für die Richter einfacher, weil sie dann unterscheiden können, wer Anwalt ist und wer Partei.
Während meiner Referendarzeit war ich unter anderem in Sydney, wo ich auch Gerichtsverhandlungen verfolgt habe. Damals durften die Anwältinnen keine Hosen tragen. Darüber habe ich mich aufgeregt, weil ich es nicht angemessen und frauenfeindlich fand. Heute gibt es diese Regelung vermutlich nicht mehr. In Sydney wurden auch Zuschauer des Gerichtssaals verwiesen, wenn sie in kurzen Hosen erschienen. Das finde ich nicht so verkehrt.
Was denkt ihr? Ist das Tragen der Robe noch zeitgemäß?
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